Reisebericht Florenz
Im vergangenen Jahr verbrachten zwei Freundinnen und ich ein Auslandssemester in Florenz. Die italienische Sprache und Lebensart hatte uns unabhängig voneinander schon lange fasziniert und meine Freundin Anja und ich hatten bereits einen Intensivkurs in Italienisch an der Uni absolviert. Nun ging es voller Vorfreude mit dem Auto, nach einem längeren Umweg über die Schweiz und durch Österreich, in die Toskana. Bereits die Landschaft rechts und links der Autobahn ist traumhaft schön und erscheint beinahe märchenhaft. Fährt man mit dem Auto in die Toskana, so wandelt sich die Ebene Norditaliens zu einer mit Olivenbäumen bestandenen Umgebung. Würzige Luft, typische toskanische Häuser, Landvillen und Steinmauern, durch die einzelne Grundstücke und Wiesen voneinander abgetrennt werden, Sonnenblumenfelder und Weinberge, zypressenbestandene Landstraßen, kurz: eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch bestätigte bereits auf der Hinreise unseren Entschluss, ein halbes Jahr in der Toskana zu verbringen. Eine CD mit italienischen Schnulzen folgte der nächsten und wir drei Mädels waren einfach nur glücklich.
Die Ankunft in Florenz war aufregend, der erste prägende Eindruck von Florenz war die weiße Kuppel des Doms, den man bereits aus der Ferne über den Dächern der Stadt entdecken kann und der so charakteristisch für die Stadt ist, sowie der chaotische Verkehr. Mehrspurige Straßen, überall Motorini, die sich zwischen den Autos hindurchdrängeln, und Autofahrer, die sich mehr über Blickkontakt als über Blinker verständigen, machten die erste Autofahrt durch die Stadt zu einem Erlebnis. Zunächst mussten wir ein Hotelzimmer suchen, denn wir waren aufs Geradewohl losgefahren. Natürlich kann man auch von Deutschland aus bei einer Sprachscchule anfragen, die sich für ihre Schüler um Zimmer kümmert, aber das war uns zu langweilig. Wir wollten uns vor Ort treiben lassen. So kam es, dass wir für die erste Nacht ein Hotel namens „La mia casa“ aus dem Reiseführer herausgesucht hatten. Wir fragten einen Carabinieri nach dem Weg, der jedoch nur grinsend antwortete „La mia casa è a casa mia!“ Nachdem wir das Hotel gefunden und das Zimmer bezogen hatten ging es bei den Temperaturen eines lauen Sommerabends zu einem ersten Rundgangg durch die Stadt.
Das historische Zentrum von Florenz ist weltberühmt und dementsprechend besuchen Touristen aus der ganzen Welt die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt, durchstreifen die altertümlichen Gassen und relaxen auf den wunderschönen Plätzen oder auf der Ponte Vecchio. Am besten erkundet man Florenz zu Fuß, da man in das Zentrum nicht mit dem Auto fahren darf und da die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Umgebung oder innerhalb des historischen Stadtkerns liegen. Die Faszination der Stadt liegt wohl in der Verschmelzung ihrer Kunst- und Kulturschätze von unermesslichem Wert, verbunden mit der Energie und Impulsivität einer modernen Großstadt. Besonders bei Sprachschülern ist Florenz sehr beliebt, da hier ein sehr klares Italienisch gesprochen wird. Bereits bei einem ersten Stadtrundgang hatten wir drei uns in Florenz verliebt. Florenz gilt als Wiege der europäischen Kultur. Doch noch immer gehen viele Impulse von der Stadt aus, beispielsweise was die Themen Mode und moderne Kunst betrifft. Nachdem wir in den kommenden Tagen durch verschiedene Aushänge, zum Beispiel in der Uni, Florentiner gefunden hatten, die Zimmer untervermieten, wir drei jeder einen Wohnplatz nach seinem Gusto gefunden hatten – ich hatte ein Zimmer bei einer jungen Malerin – und wir uns in der Uni eingeschrieben hatten, konnten wir uns auf die Erkundung der florentinischen Museen, Kirchen und der vielfältigen Restaurants, Bars und des ausgeprägten Nachtlebens der Stadt begeben.
Die wohl wichtigste und imposanteste Sehenswürdigkeit in Florenz ist der gothische Dom Santa Maria Del Fiore mit seiner berühmten Kuppel und Baptisterium. Der Dom wurde im 14./15. Jahrhundert, der Blütezeit der Renaissance, erbaut und erstaunte die damalige Welt durch den waghalsigen Bau der riesigen Domkuppel, der bis zu jenem Zeitpunkt als statisch unmöglich galt. Vom Glockenturm des Doms aus, dem Campanile, hat man einen Blick über die ganze Stadt bis auf die grünen Hügel der Umgebung. Florenz ist eine Stadt der Kirchen. S. Croce, eine gothische Klosterkirche der Franziskaner, S. Maria Novella, eine weiße Kirche, nach welcher der Bahnhof benannt worden ist, S. Spirito mit seinem belebtem Vorplatz, und insbesondere meine Lieblingskirche S. Miniato al Monte, eine Kirche mit einem wunderschönen Blick über die Stadt und einem sehr schönen Friedhof oberhalb der Piazzale Michelangelo, haben sich mir besonders eingeprägt.
An der Piazza della Signoria im Zentrum befinden sich zwei weitere Wahrzeichen der Stadt, der Palazzo Vecchio und zu seinen Füßen der einer antiken Statue nachempfundene David von Michelangelo. Das Original der Statue befindet sich in der Galleria dell`Accademia. Das ehemalige Rathaus Piazza della Signoria wurde im 14./15 Jahrhundert erbaut. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich die Galleria degli Uffizi. Für dieses weltberühmte Museum sollte man sich unbedingt Zeit nehmen, auch wenn die langen Besucherschlangen zunächst abschreckend wirken. Neben antiken Skulpturen können unbekannte und berühmte Meisterwerke aus vielen Jahrhunderten bewundert werden, beispielsweise die Geburt der Venus von S. Botticelli. Sonnige Tage haben wir besonders gerne auf den vielen Märkten der Stadt, in einem der vielen Cafés, auf der Ponte Veccio oder im Garten des Palazzo Pitti verbracht. Ein weiterer Lieblingsort ist Fiesole, ein kleiner Ort in unmittelbarer Umgebung von Florenz, mit einem unvergleichlichen Blick auf die Stadt. Die Florentiner verbringen gerne romantische Abende an diesem Ort. Romantisch ist Florenz in jedem Fall, studiert haben wir in den sechs Monaten nicht viel, aber viele schöne Erinnerungen an eine unvergessliche Zeit. Wer einmal in Florenz gewesen ist, der wird diese Inspiration und besondere Lebensgefühl sein Leben lang nicht vergessen.