Florenz – Perle der Toskana
Jeder von uns hütet wohl tief in seinem Inneren eine Liste, auf der die Orte vermerkt sind, die man unbedingt gesehen haben sollte, bevor man……….
Auf meiner Liste stand Florenz: Wiege der Renaissance, Heimat der Medici, Hüterin der Uffizien, Stadt des Ponte Vecchio, überwältigende Bühne grandioser Machtspiele der Politik und der Kirche. Am späten Abend eines Donnerstag im Mai traten wir unsere Reise an. Auch der Weg war schon das Ziel, denn unterwegs lasen wir uns gegenseitig aus unseren Reiseführern die unterschiedlichsten Geschichten vor und konnten uns kaum einigen, was wir uns in den wenigen Tagen anschauen wollten. Wir wollten uns treiben lassen, denn uns war klar, dass es unmöglich sein würde, in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, auch nur einen Bruchteil der Reichtümer der Stadt erkunden zu wollen.
Im Morgengrauen sahen wir unser Ziel zum ersten Mal von einer der umliegenden Hügelketten aus im Tal vor uns liegen. Eine Masse honigfarbener Gebäude und rosafarbener Dächer – dominiert von den gewaltigen Mauern des Domes von Florenz. Die Stadt erweckt den ersten Eindruck, als bestehe sie nicht aus Tausenden von einzelnen Häusern, sondern aus einem einzigen majestätischen Palast. Umso mehr irritierte uns der Empfang, den uns die Stadt bot. Enge Straßen, flankiert von gewaltigen schmucklosen Gebäuden. Kaum etwas, das das Auge sofort erfreut, wie die zarte Gotik in Venedig oder Siena oder der üppige Barock in Rom. Das Lebensgefühl der Florentiner neigt zum Understatement, zur Bescheidenheit und zeigt sich erst allmählich, wenn man sich miteinander vertraut macht – die Stadt und wir.
Im Zentrum, auf der Piazza della Signoria, nahmen wir unser Frühstück ein und schauten uns um. Um die Piazza della Signoria gruppieren sich einige der wichtigsten Orte dieser Stadt. Der Palazzo Vecchio, seit mehr als 600 Jahren Sitz der Stadtregierung, an dessen schmaler Plattform vor dem Eingang sich früher die „Ringheria“ befand, auf der die Redner standen, die das Wort an die versammelte Bürgerschaft richteten;; die Loggia dei Lanzi, mit ihrer Statuendekoration, die merkwürdig „herausgeputzt“ aussieht, und angrenzend die weltberühmte Galleria degli Uffizi, die älteste Galerie mit einer der ältesten Kunstsammlungen der Welt. Im Zentrum des Platzes der marmorne Neptunbrunnen, bei seiner Fertigstellung 1575 Ziel des Unmutes der Bürgerschaft. Zuviel kostbarer Marmor sei verschwendet worden, mutmaßte man seinerzeit.
Herausgreifen aus einer Vielzahl von Eindrücken unseres ersten Aufenthaltes in Florenz möchte ich zwei besondere Schauplätze: den Palazzo Vecchio und die Galleria degli Uffizi.
Der Palazzo Vecchio
Im Jahre 1299 wurde mit dem Bau des Palazzo Vecchio begonnen – es sollte 15 Jahre, bis 1314, dauern, bis er fertiggestellt war. Von aussen abweisend und kalt, bietet er von innen einen überwältigenden Anblick. Allein der mit Blumen übersäte Innenhof um einen Brunnen (Kopie von Verrocchio) ist eine eigene Reise wert. Cosimo I, der die Dynastie der Medici in Florenz begründete, liess den Palazzo um 1540 bei seinem Einzug grundlegend umgestalten. Dabei wurde auch der beeindruckende Salone dei Cinquecento, der für den republikanischen Rat der 500 erbaut wurde (1496 durch Savonarola ins Leben gerufen), zu einem Thronsaal für Cosimo I umgebaut. Der Baumeister des Despoten, Vasari, fertigte auch die Fresken an, die Cosimo I recht aufdringlich verherrlichen. Schließlich diente dieser Saal als erster Parlamentssitz des vereinigten Italien, als Florenz 1865 für eine kurze Zeit Hauptstadt des Landes war. Der Palazzo ist auch heute noch das Rathaus der Stadt und in Teilen zu besichtigen.
Die Galleria degli Uffizi
In den Uffizien von Florenz befindet sich eine der ältesten Kunstsammlungen der Welt. Es ist einfach unmöglich, jedes einzelne Bild zu betrachten. Man sollte sich entscheiden, welche Teile der Sammlung man sehen möchte. Die Galerie ist U-förmig aufgeteilt. Zu den berühmtesten Werken gehören Botticellis „Geburt der Venus“, Pierro della Francescas „Der Herzog und die Herzogin von Urbino“, Michelangelos „Die heilige Familie“, Tizians „Venus von Urbino“ – um nur einige zu nennen. Im Vasari-Korridor zur Ostseite des Ponte Vecchio sind die Selbstportraits vieler berühmter Künstler zu sehen. Die Galleria degli Uffizi ist chronologisch aufgebaut, es ist in jedem Fall hilfreich, sich zu überlegen, welche Werke aus welcher Epoche man gerne sehen möchte. In jedem Fall bieten sie die einzigartige Gelegenheit, die Entwicklung der Kunst in der Renaissance über einen weiten Zeitraum zu betrachten.
Wir verabschiedeten uns von unserer Stadt der Träume am Abend. Wir wollten zurückkommen, das war uns sofort klar. Und wir sind zurückgekommen, nicht nur einmal. Wir wurden Freunde, Florenz und wir.