Amerigo Vespucci
Amerigo Vespucci, der bedeutende Seereisende und Navigator, kommt 1451 in Florenz zur Welt. Früh tritt Vespucci in die Dienste der einflussreichen Bankiersfamilie Medici ein, die ihn als Schiffsausrüster nach Spanien entsendet. 1499 schließt Vespucci sich aus eigener Abenteuerlust und auf Geheiß seiner Auftraggeber, die in aller Welt auf der Suche nach verwertbaren Gütern und Rohstoffen sind, einer Expedition nach Südamerika an.
Im Rahmen dieser Reise erkundet und kartiert Vespucci einen erheblichen Teil der südamerikanischen Ostküste und äußert als erster Forscher seiner Zeit die Vermutung, dass es sich bei der Neuen Welt nicht um Indien oder eine Inselgruppe, sondern um einen eigenständigen Kontinent handeln könne, wie Briefen an seinen Gönner Lorenzo de Medici zu entnehmen ist.
Bis Mitte des 16. Jahrhunderts gilt Vespucci offiziell als Entdecker Amerikas, ehe ein zweifelhaftes Gericht dies nach Klage der spanischen Krone und der Enkel Columbus` verneint. Doch im Gegensatz zu Columbus` allgemein gehaltenen Aufzeichnungen werden Vespuccis Berichte „Neue Welt“ und „Vier Seefahrten des Amerigo Vespucci“ weiterhin als erste Werke der wissenschaftlich betriebenen Geographie angesehen und in 37 Sprachen übersetzt. Seine Karten dienen als Basis zahlreicher weiterer Expeditionen, in deren Rahmen auch Übertragungs- und Überlieferungsfehler berichtigt werden können.
Seine zweite Reise, aus der die „Neue Welt“ hervorgeht, trägt wesentlich zur Beschreibung Südamerikas bei und bringt den Gedanken der Existenz eines neuen Kontinents erstmals in ein breiteres öffentliches Bewusstsein. Bis dahin beispiellos detaillierte Beschreibungen der amerikanischen Flora und Fauna sind weitere Verdienste Vespuccis.
Während seiner insgesamt vier Amerika-Reisen benennt der Forscher zahlreiche Inseln und Städte, deren Namen noch heute gebräuchlich sind. So ist beispielsweise der Name Rio de Janeiro (Fluss des Januars) Vespucci zu verdanken. 1507 veröffentlicht der deutsche Kartograph Waldseemüller eine viel beachtete Weltkarte, die als erste auch Amerika zumindest in Grundzügen darstellt. Im dazugehörigen Kommentar schreiben er und sein Mitarbeiter Ringmann den Hauptanteil an der Entdeckung des Kontinents Vespucci zu und geben ihm den vorläufigen Namen „Amerige, Land des Americus“, der fortan immer gebräuchlicher wird. Damit erfüllt sich Vespuccis Wunschtraum bereits zu Lebzeiten.
Trotz seiner langwierigen Reisen kehrt der Entdecker in mehrjährigen Abständen immer wieder in seine toskanische Heimat zurück. 1512 verstirbt er berühmt und angesehen im spanischen Sevilla. Heute erinnert seine Florentiner Hauskirche, die Allerheiligenkirche Ognissanti, an die Leistungen des Wissenschaftlers. Teil des Freskos der Schutzmantelmadonna von Ghirlandaio ist ein Bildnis Amerigo Vespuccis.