Marino Marini
Der Maler und Bildhauer Marino Marini gehört zu den berühmtesten Künstlern seiner Zeit. Neben Alberto Giacometti und Henry Moore prägt er vor allem die Bildhauerei des 20.Jahrhunderts.
Marini wird am 27. Februar 1901 in Pistoia im Norden der Toskana geboren. Hier verbringt er seine Kindheit und Jugend. Zeit seines Lebens bleibt er seiner toskanischen Heimat tief verbunden. Diese Verbundenheit bestimmt später einen Großteil seiner Arbeiten. Bereits mit 16 Jahre schreibt er sich in Florenz an der dortigen Kunstakademie, der Accademia di Belle Arti, ein. Er belegt dort sowohl die Malerei- als auch die Bildhauereiklasse. Wenn anfangs noch die Malerei den Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit bildet, so nimmt für Marini mit den Jahren die Bildhauerei immer mehr an Bedeutung zu. Im Jahre 1929 nimmt er eine Dozentur an der Kunstschule in Monza an. Zu dieser Zeit widmet er sich bereits fast ausschließlich der Bildhauerei. Das ist auch die Zeit, in der er auf die Künstlergruppe „Novecento Italiano“ trifft und sich ihre eher gemäßigte Sichtweise der Moderne zu Eigen macht. Für Marini ist die Vergangenheit ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. In diesem Sinne bleibt für ihn die Wiederentdeckung der etruskischen Kunst in seiner toskanischen Heimat nicht ohne Folgen. Aus seiner Heimatverbundenheit heraus wählt er oft seine Vorbilder für seine berühmten Reiterplastiken aus dieser Vergangenheit. Sie symbolisieren für Marini die lebenswichtige Beziehung zwischen Mensch und Tier. Sind die Reiterskulpturen Marinis anfangs in ihrer Form noch klassisch und archaisch, so ändert sich diese angesichts der wachsenden Bedrohung durch Krieg und Zerstörung. Zwischen Mensch und Pferd herrscht eine ständige Spannung. In diesem Sinne werden Marinis Plastiken zunehmend abstrakter.
1940 erhält Marino Marini einen Ruf nach Mailand an die Accademia di Brera, Nachdem sein Atelier und damit ein großer Teil seiner Arbeiten bei einem Bombenangriff zerstört werden, geht Marini 1943 ins Schweizer Exil. Nach Kriegsende kehrt er nach Mailand zurück und nimmt dort seine Arbeit an der Akademie wieder auf. Seit dieser Zeit werden seine Werke zunehmend auch im Ausland beachtet. Es beginnt mit seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig im Jahre 1948, kaum zwei Jahre danach folgt eine bedeutende Ausstellung seiner Werke in New York und später in ganz Nordeuropa.
In den 60er und 70er Jahren widmet er sich wieder mehr der Malerei. Den meisten Kunstkennern sind vor allem seine farbintensiven Zyklen aus dieser Zeit bekannt, wie z.B. „Marini from Goethe“ oder „Marini from Shakespeare“. Eine hohe Ehre bedeutet seine Teilnahme an der bedeutenden Kunstausstellung Documenta. Gleich dreimal hintereinander darf er hier in Kassel sein Heimatland Italien vertreten.
Und die Ehrungen reißen nicht ab.1968 wird er zum Mitglied des Ordens Pour le merite für Wissenschaft und Kunst ernannt. Fünf Jahre später wird das erste Marini-Museum in Mailand eingeweiht. In seinem Geburtsort Pistoia wird das Centro di Documentatione dell’Opera di Marino Marini eröffnet. Hier gedenkt die Stadt ihres berühmten Sohnes mit einer ständigen Ausstellung. Auch Florenz ehrt ihn mit einem eigenen Museum, das über 170 Skulpturen, Zeichnungen und Graphiken beherbergt.
Am 6.August 1980 stirbt Marino Marini in Viareggio. Der Nachwelt bleibt sein außergewöhnliches und beeindruckendes Werk.