Toskana wie aus dem Bilderbuch
Endlich war es soweit. Ich saß mit einer Freundin in einem Billigflieger auf dem Weg nach Pisa und war dabei, mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen, wenn auch nur für 4 Tage, mehr war zu diesem Zeitpunkt nicht drin. Doch ich wollte einfach nicht mehr länger warten und außerdem hatte ich ja immer noch die Möglichkeit, beim nächsten Mal eine längere Reise zu planen. Also jetzt erstmal Toskana light, quasi zum Antesten…
Vom Pisa Airport und Umgebung sahen wir nicht viel, es war schon dunkel, als wir gelandet waren und wir wollten mit unserem am Flughafen gemieteten Auto einfach nur die ca. 40 km entfernte, per Internet gebuchte Unterkunft in den Hügeln bei Monsummano Terme/Montecatini Terme so schnell wie möglich erreichen. Nachdem wir uns unglücklicherweise eine Weile lang verfahren hatten, kamen wir doch noch mitten in der Nacht an, nach unzähligen Serpentinen, die sich unser kleines, mit wenig Pferdestärken ausgestattetes Auto hinaufmühte, entlang einer Straße, die sich allmählich in einen Schotterweg verwandelte und dabei stetig so schmal wurde, dass schon ziemlich bald kein Gegenverkehr mehr ohne ein Ausweichen in die wenigen Seitenbuchten möglich gewesen wäre. Unsere ständige Panik, im Falle eines weiteren Irrwegs die Kurven im Rückwärtsgang bewältigen zu müssen, war auf einen Schlag vergessen, als wir endlich auf der Terrasse vor dem Bauernhaus saßen, unter einem imposanten, mit Lampions behängten Baum. Selbst in diesem Schummerlicht konnte man den Charme des alten, aus Steinen erbauten und behutsam renovierten Gebäudes erkennen mit den romantischen Fensterläden, liebevoll arrangierten Kübelpflanzen davor und den schlichten, geschmackvollen Außenmöbel. Mitten in einem Wäldchen, Hunderte Meter von den nächsten Nachbarn entfernt, abgeschieden vom Rest der Welt. Und wir hatten dieses Kleinod ganz für uns alleine, denn wir würden hier die einzigen Gäste sein an diesem verlängerten Sommer-Wochenendurlaub. Dass wir unseren deutschen Pensionswirt Daniel mitten aus dem Schlaf gerissen hatten mit unserer deutlichen Verspätung, schien er uns nicht übelzunehmen und verwöhnte uns gutgelaunt mit seinen italienischen Kochkünsten und einem schmackhaften Wein, bevor Corinna und ich müde und zufrieden ins Bett fielen.
Am nächsten Morgen genossen wir beim Frühstück im Sonnenschein den Ausblick von der Terrasse auf die umliegenden Dörfer und Hügel, dann war es an der Zeit, unsere nähere Umgebung zu Fuß zu erkunden. Wir wanderten, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, erstmal oberhalb des Hauses Richtung Anhöhe und schlugen nach Lust und Laune mal diesen Weg, mal den Pfad ein, hin und wieder tauchte auch ein asphaltierte, schmale Straße auf. Unser Weg führte durch Weinberge, Olivenhaine, durch Wälder mit Obstbäumen, durch sanft geschwungene Landschaften, vorbei an sporadisch in den Hügeln verteilten und so typisch mediterranen, von Zypressen umsäumten Gehöften, alles so lieblich wie in den Bildern, die man von der Toskana kennt. Der köstliche Duft von aromatischen Kräutern war allgegenwärtig, am stärksten nahm ich Thymian und Rosmarin wahr. Am faszinierendsten war jedoch das Licht, beinahe magisch flirrend, wenn die silbernen Blätter der Olivenbäume die Sonnenstrahlen reflektierten. So hab ich mir die Toskana vorgestellt.
Der Hund unseres Pensionswirtes leistete uns während dieser mehrstündigen Wanderung Gesellschaft, auch andere Hunde begegneten uns, es schien wohl üblich, dass die Tiere frei herumliefen und nicht auf ihrem Grundstück eingesperrt waren. Den Rest des Tages verbrachten wir auf unserer Terrasse, es war so schön, dass wir keine Lust mehr hatten, am Abend noch auf Entdeckungstour zu gehen und in die nächste größere Stadt zu fahren. Stattdessen entspannten wir uns beim Bücherlesen, plauderten mit Daniel über sein Leben hier in Italien, kraulten den Hund, meditierten fast, während wir den Sonnenuntergang betrachteten, genossen das südländische Flair und die entspannte Lebensfreude, die so ein wunderbares Fleckchen Erde unweigerlich in einem wecken musste. Auch heute war Daniels Werk in der Küche wieder ein absoluter Gaumenschmaus genauso wie der Wein, wir konnten stundenlang in aller Gemütlichkeit essen, trinken und wunschlos glücklich sein. Aber davon abgesehen hätte an diesem verwunschenen Ort wahrscheinlich auch noch der übelste Fusel vorzüglich geschmeckt. Die nächsten 3 Tage verbrachten wir unter anderem am Meer bei Pisa, um auch mal ein bisschen Strandurlaub gemacht zu haben. Der Strand war nicht auffallend schön aber o.k. für einen Besuch, lang und breit und angenehm belebt.
Ein weitere Fahrt ging nach Lucca, ca. 30 km von der Pension entfernt, eine wunderschöne, mittelalterliche Stadt mit pittoresken, betagten Häusern, heimeligen Gassen und allerlei Sehenswürdigkeiten wie historische Bauwerke, beeindruckende Kirchengebäude, interessante Museen. Auch das Thermalbad Montecatini Terme in unserer Nähe schauten wir uns an und liefen an hübsch angelegten Parks und Gärten, nostalgischen Hotels und Cafés vorbei. Und zwischendurch immer wieder kurze Spaziergänge durch die Wälder in der Nähe unseres Bauernhauses.
Auf dem Rückflug am vierten Tag war mir eines ganz klar: Ich komme wieder, und dann mit genug Zeit, um diese wohl schönste Region Italiens richtig entdecken zu können.